Habe ich jemals ein überzeugenderes Testspiel des Clubs gegen einen höherklassigen Gegner gesehen als am letzten Sonntag (klick)?
Ja!
Ich musste mich allerdings auf eine lange Reise durch die Canyons meines rot-schwarzen Erinnerungsvermögens begeben, um auf diese Antwort zu stoßen. Vor siebzehn Jahren, während der Vorbereitung auf die Zweitligasaison 2000/2001, habe ich im Frankenstadion ein Testspiel des Clubs gegen eine Bundesligamannschaft gesehen, in dem der FCN noch mehr überzeugte als beim aktuellen 2:1-Sieg gegen Borussia Mönchenglabach im Max-Morlock-Stadion. Der Club zauberte damals einen 4:0-Sieg aufs Parkett (es kann auch 4:1 gewesen sein, ich habe in den Weiten des Internets keinen Link zu dieser Partie gefunden*), und was ich außer dem Eindruck eines furiosen Auftritts unserer Mannschaft von diesem Spiel im Gedächtnis behalten habe, ist, dass der Club zum ersten Mal unter meinen Augen mit Viererkette agierte, davor eine Raute und davor zwei Stürmer. Trainer Klaus Augenthaler hatte das System umgestellt (Libero adé…).
Nun gut,
werde ich mir damals beim Verlassen des Stadions gedacht haben, Testspiel ist Testspiel und Saisonstart ist…
…Saisonstart.
Der Saisonstart bestand in einem soliden 1:1 bei Hannover 96 und einem 2:0-Sieg im Heimspiel gegen LR Ahlen (klick), das der Club in folgender (Anfangs-)Formation bestritt:
KÖPKE
NIKL KOS JOHANSSON WIBLISHAUSER
JAROLIM
LEITL KRZYNOWEK
STOILOV
DRILLER BELJAKOV
Am Ende Saison stieg der FCN ziemlich souverän als Zweitligameister auf (klick).
Beim 2:1-Sieg gegen Mönchengladbach überraschte der Club nicht mit einem runderneuerten System, er praktizierte ein nach heutigen Maßstäben mehr oder minder konventionelles 4-1-4-1 mit einem den Defensivverbund umsichtig dirigierenden Kammerbauer auf der 6er-Position:
KIRSCHBAUM
VALENTINI MARGREITTER LÖWEN LEIBOLD
KAMMEBAUER
SALLI BEHRENS MÖHWALD KERK
ISHAK
Diese Grundformation wurde auch durchgehalten, als Köllner munter durchwechselte (so ersetzte Neuzugang Jäger nach einer Stunde Spielzeit Kammerbauer positionsgetreu). Was die Mannschaft im Spiel nach vorne anbot, konnte sich sehen lassen: flüssige Kombinationen, schnelle Antritte aus der Abwehr heraus (Leibold, Löwen). Ishak zeigte, dass wohl mehr in ihm steckt, als er bislang in Nürnberg zeigen konnte, der für ihn eingewechselte Zrelak fügte sich nahtlos ein. Heimkehrer Kerk bereitete Löwens 1:1 abgeklärt vor und verdiente sich einen weiteren Assistpunkt mit einem Eckball, den Behrens zum 2:1 einköpfte. Doch auch Gislason, der nach der Pause anstelle von Kerk den linken Flügel besetzte, stellte unter Beweis, dass mit ihm zu rechnen ist. Lediglich die Chancenausbeute ließ zu wünschen übrig (wobei lediglich die falsche Vokabel ist, denn Tore entscheiden…). In taktischer und spielerischer Hinsicht präsentierte sich unsere Mannschaft jedoch in einer beachtlichen Verfassung.
Nun gut,
Testspiel ist Testspiel…
…und da ist ja auch noch die Frage, ob nach Ende der Transferfrist Leibold, Teuchert (gegen Gladbach verletzungsbedingt nicht eingesetzt) und Möhwald noch an Bord sind (klick). Dass sich der zum Mannschaftskapitän beförderte Hanno Behrens in der Abwägung zwischen Weltoffenheit (klick) und Bodenständigkeit dem Vernehmen nach für die letztgenannte Option entscheiden wird (klick)…
…ist beruhigend. Hoffen wir auf Sogwirkung…
…und darauf, dass unsere Mannschaft (vielleicht mit Sabiri statt Salli?) beim Saisonstart im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern ergebnistechnisch so erfolgreich ist wie im Testspiel gegen Mönchengladbach, in dem sie fast so beeindruckte wie im präsaisonalen Testspiel vor siebzehn Jahren. Der Gegner hieß damals übrigens …
…1. FC Kaiserslautern.
*In Wirklichkeit gewann der Club „nur“ 3:1 (klick). Besten Dank an Töffi, der mich auf diesen Link aufmerksam gemacht hat.